Das Setting der Dialog-Seminare

Das Dialog-Seminar besteht aus Uebungen, in welchen ich mir den Dialog bewusst mache. D. Bohm schreibt in diesem Zusammenhang von einen "Containment", also von einem geschützen Raum, in welchem der Dialog geübt wird, indem der Dialog innerhalb eines gewählten, vereinbarten Settings praktiziert wird. Ich vergleiche das Dialogisieren mit Atmen oder mit Sehen. Ich kann es nicht lernen, weil ich es immer schon mache. Ich kann mir das Dialogisieren nur bewusst machen, indem ich es bewusst mit anderen Menschen zusammen praktiziere. Das bewusste Praktizieren kann ich als Uebung auffassen, durch welche ich meine Sensitivität schule, Dialoge oder dialogische Situationen als solche wahrzunehmen. Die Dialog-Uebungen beruhen auf Regeln. Verschiedene Dialogübungen unterscheiden sich durch verschiedene Regeln. Am Anfang stehen Uebungen mit einfachen Regeln, später werden die Regeln anspruchsvoller. H. Hesse hat ein umfassendes Containment als Glasperlenspiel beschrieben.

     
 
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Das bohmsche Containment besteht in einem Dialograum, der dadurch entsteht, dass die Teilnehmenden sich auf die Dialogübungen einlassen. Der Dialog lässt sich mit beliebig vielen Regeln üben. Da sich im Dialog alle Regeln selbst aufheben, spielt es keine entscheidende Rolle, mit welchen Regeln geübt wird. Die Wahl der Regeln erfolgt pragmatisch, die Regeln sagen nichts über den Dialog.

Ein typische Dialogregel lautet: Ich spreche nur in der ich-Form. Ich verwende in meinen Sätzen weder "man" noch "wir", weil ich über mich, nicht über die Menschen überhaupt spreche. Natürlich kann man solche Regeln verschieden restriktiv interpretieren. Im Setting kann ich mir anfänglich das "man" ganz verbieten, oder ich kann es nur in modalen Konstruktionen zulassen, die andere Menschen frei lassen. Ich höre etwas anderes, wenn ich höre "man muss ..." als wenn ich höre "man kann ..". Eine andere Regel(gruppe) lautet: Ich spreche nicht zu einzelnen Menschen im Kreis, sondern in die Mitte. Ich verzichte aufs Kommentieren. Ich gebe und erwarte keine Antwort. Ich stelle Fragen, aber ich frage mich. Ich ziehe niemanden durch an ihn gerichtete Fragen zur Verantwortung und ich werde von niemandem zur Verantwortung gezogen. Ich mache keine "objektiven" Aussagen, sondern spreche über das, was ich für wahr nehme.

Die Regeln werden vor dem Dialog erläutert und begründet. Man kann die Uebung mit einer Moderation beginnen, was am Anfang, also im Uebergang zum bewusst gemachten Dialog sinnvoll scheint. Im Dialog entwickeln die Teilnehmenden ihre Moderationsfähigkeiten und heben so die Moderation auf. Die Regeln sind immer Gegenstand des Dialoges, alle Teilnehmenden achten auf die Regeln und verändern sie nach Sinn und Bedarf. Ich betrachte die Regeln nicht als Anweisungen, an die sich jemand zu halten hat, sondern als operative Beschreibungen davon, mit welcher Dialogübung die Dialoggemeinschaft bewusst praktiiziert. Die Funktion der Regeln besteht darin, meine Aufmerksamkeit zu leiten. Ich achte darauf, wo ich von den Regeln abweiche und weshalb. So erkenne ich, wie ich mir den Dialog vorstelle.

Die Regeln geben mir die Möglichkeit einfach und operativ über den Dialog zu sprechen. Indem ich die Regeln untersuche, lenre ich den Hintergrund oder die Philosophie Dialoges zu verstehen. Ich vertiefe mich in eine Philosophie, deren Relevanz ich durch meine Dialogpraxis erfahre.